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Melvin Jules Bukiet
"Die Launen des Messias"

Luchterhand München 2000
240 Seiten, 17,40 Euro

Nicht Beichte oder Sakramente bestimmen das Verhältnis der Juden zu Gott, sondern allein ihr Handeln, im guten wie im schlechten Sinn. Und während sie auf die Ankunft des Messias warten, bleibt ihnen ausreichend Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens. Und da es hierbei nicht immer mit rechten Dingen zugeht, vertrauen sie auf die Großherzigkeit und Toleranz ihres Erlösers.
Melvin Jules Bukiet erzählt in neun Episoden, teils haarsträubende, Begebenheiten aus dem Leben der jüdischen Diaspora in Amerika. Wie bereits in seinen Romanen "Danach" und "Zeichen und Wunder" (beide Luchterhand) führt er den Leser mit viel hintersinnigem Witz in eine Welt voller Sonderbarkeiten und skurriler Gestalten, in der sogar das Bündnis eines Rabbis mit dem Teufel, mit übrigens sehr menschlichen Ansichten, möglich ist. So beschrieben in der Erzählung "Der Teufel und der Holländer", in der eine mysteriöse schwarze Flüssigkeit für den Rabbi Elizier Vandemeer eine besonders heilende Wirkung besitzt. Natürlich stammt dieses Gebräu vom Teufel persönlich und ist, wie zu Erwarten, nicht gratis zu haben. Doch ist auch der Teufel nicht unfehlbar und dem Rabbi gelingt es sogar, ihn zu überlisten.
Mit einem Augenzwinkern weiß Bukiet die Geschichte eines korrupten geldgierigen Metzgers zu erzählen, der seiner Kundschaft über Jahre hinweg unkoscheres Fleisch verkaufte und für diesen Betrug mit einem infernalen Untergang seines Geschäftes bezahlen muss. Die Launen des Messias sind eben mannigfaltig.
Bukiet besitzt ein ausgeprägtes Gespür für die Eigenheiten seiner Landsleute und kommentiert diese mit subtiler Ironie auf erzählerisch hohem Niveau. Ganz nebenbei erfährt der Leser so interessante Details der jüdischen Religion, die am Ende des Buches nicht mehr so fremd erscheint. © Torsten Seewitz, 9.12.2000

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