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Michael Crichton
"Beute"
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Blessing Verlag München 2003
448 S.; 24,00 Euro

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Von vielen Experten wird die Nanotechnologie als die zukünftige Technik des 21. Jahrhunderts angesehen. Mit bloßem Auge nicht sichtbare Teilchen werden zu kleinen Maschinen zusammengesetzt, die in der Lage sind, in Bereiche vorzudringen, die mit bisherigen Technologien unerreichbar waren.  Alles Zukunftsmusik mag man solchen Vorstellungen entgegenhalten, doch was wäre, wenn diese Technik eines Tages doch real werden würde.?
Diese Idee verfolgt Michael Crichton in seinem neuen Roman "Beute" und lässt ein wahres Horrorszenario von sich selbst reproduzierenden Nanoteilchen entstehen. 
Eigentlich war im Leben des Biotechnologen Jack alles in Ordnung. Er hatte zwar seinen Job in einer Softwarefirma verloren und war nun zum Hausmann berufen, doch störte ihn dieser Zustand vorerst wenig. Bei seinen Kompetenzen werde er schon bald neue Arbeit finden, dachte er. Seine Frau Julia arbeitete äußerst engagiert für ein Biotechniklabor, welches auf dem Weg war, eine für die Medizin bahnbrechende Erfindung marktreif zu produzieren. Winzige, aus Molekülen zusammengesetzte Kameras sollten in den Körper eines Menschen injiziert werden und sich bis in feinste Kapillaren vorarbeiten können. Die Arbeit AN diesem Projekt war so geheim, dass sich ihr Arbeitsplatz inmitten der Wüste befand.
Jack könnte stolz auf seine Frau sein, würde sie sich nicht seit Tagen so eigenartig verhalten. Erst vermutete Jack, dass sie ein Verhältnis mit einem anderen Mann hätte. Doch er versuchte, sich selbst zu beruhigen und den Tatsachen nicht allzu viel Aufmerksamkeit beizumessen. 
Sein Grübeln um das bedenkliche Verhalten seiner Frau fand ein jähes Ende, als er einen Anruf aus seiner alten Firma bekam, die ihn bat, wieder zurückzukehren, um bei der Lösung eines schwierigen Problems behilflich zu sein. Er wäre der einzige, der sich mit den Programmcodes über das sogenannte "Jäger-Beute-Verhalten" auskennen würde. Erst widerstrebend, dann doch einlenkend, nahm Jack das Angebot an, ohne zu wissen, auf was er sich einlassen würde. 
Wie er sehr schnell erfuhr, war sein Arbeitsort eben jenes Biotechnik- Labor in der Wüste, in welchem auch seine Frau arbeitete. Dessen Innenleben glich einem hochtechnisierten Gewächshaus, was, wie er später erfuhr, in etwa den Tatsachen entsprach, nur dass hier keine Pflanzen, sondern Bakterien gezüchtet wurden, deren günstige molekulare Struktur man ausnutzte, um Technologien im Nanobereich zu erproben. 
Vorerst entdeckte Jack nichts, was ihn beunruhigen müsste, bis er erfuhr, dass eine größere Menge von Nanoteilchen über Wochen hinweg durch die Lüftung in die Umwelt gelangte und mittlerweile ein Art Eigenleben entwickelt hat. 
Und genau dieses Eigenleben galt es mit Hilfe von Jacks Programmierfähigkeiten zu stoppen. Doch wie dies geschehen sollte, davon hatte niemand eine Ahnung und vielleicht es dafür auch schon zu spät.
Ein wenig erinnert Crichtons Roman an den Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr beeinflussen kann. Wie bereits in seinen vorherigen Romanen "Jurassic Park" oder "Timeline" vermischt Crichton gekonnt Fakten mit Fiktion und lässt die Illusion entstehen, dass all das Beschriebene jederzeit Wirklichkeit werden könnte oder sogar schon ist. 
Crichton ist ein Autor, der den Allmachtsgedanken mancher Wissenschaftler mit großer Skepsis gegenübersteht und mahnend seine Stimme erhebt, jedoch ohne plakativ zu moralisieren oder anzuprangern. Doch erreicht er auf jeden Fall, seine Leser für die Thematik zu sensibilisieren und gleichzeitig glänzend zu unterhalten. 
So betrachtet ist sein aktueller Roman "Beute" ein bravourös erzähltes Stück Literatur, welches einem, vor allen in den spannendsten Momenten, den Atem anhalten lässt, Schauer über den Rücken jagt und die Illusion provoziert, dass eben jene Nanoteilchen gerade am eigenen Fenster vorbeigeschwirrt sind. © Torsten Seewitz, 24.01.2003

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