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Maarten ´t Hart
"In unnütz toller Wut"
Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens
Piper Verlag München
348 S.; 19,90 Euro

Nun liegt er endlich in deutscher Übersetzung vor, der neue Roman Maarten `t Harts. Mit zwei Unterschieden zu vorherigen Ausgaben. Zum einen ist nicht mehr der kleine Arche-Verlag der Herausgeber, sondern der Piper Verlag, zum anderen hat der Übersetzer gewechselt. Über die Beweggründe ´t Harts, seine Bücher von nun an im Piper Verlag herausgeben zu lassen, läßt sich spekulieren, jedoch besaß der Verlag in den vergangenen Jahren bereits die Taschenbuchrechte. Insofern ist es müßig auf diese Frage eine Antwort finden zu wollen, denn eines steht fest, der Qualität seines neues Buches haben diese Veränderungen nichts anhaben können.
In gewohnter Weise versteht es `t Hart auf nahezu magische Art einen bereits auf den ersten Seiten gefangen zu nehmen. Vielleicht liegt es auch an der Geschichte, die einem Krimi nicht unähnlich ist.
Schauplatz der Handlung ist der kleine südholländische Ort Monward. Ein verschlafenes Nest mit vielen betagten Bewohnern. Natürlich eifrigen Kirchgängern, bibelfest und dennoch zutiefst abergläubig.
Von jenem Tag an, als die junge Fotografin Lotte Weeda ins Dorf kam, war es mit der Ruhe vorbei. Sie wollte für ihren neuen Bildband zweihundert markante Gesichter ablichten. Natürlich waren die Bewohner des Ortes über den Sinn dieses Vorhabens geteilter Meinung. Aber die Eitelkeit siegte und es fanden sich recht bald genügend Freiwillige, die für ein Foto posierten.
Allen voran Abel, der von allen nur der Graf genannt wird. Doch irgendwie scheint ihn das Auftauchen der schönen Fotografin aus der Bahn geworfen zu haben, denn fortan verfolgt er den Wahn, seine Kinder seien nicht von ihm, seine Frau hätte ihn mehrmals betrogen.
Als dann nach und nach die ersten Abgelichteten sterben, beginnen wildeste Gerüchte im Dorf zu kursieren. Es liege ein Fluch über dem Fotoband, alle darin Abgebildeten würden nicht mehr lange unter den Lebenden weilen. Eine Verdächtigung jagt die nächste, bis sich eine Bürgerinitiative gründet, die dem unheimlichen Geschehen auf den Grund gehen will.
Wunderbar hintersinnig lässt Maarten ´t Hart seinen namenlosen Erzähler über die scheinbar mysteriösen Vorgänge in Monward berichten. Es ist ein Vergnügen, in den Mikrokosmos dieses Dorfes einzudringen, seine Bewohner zu beobachten, ihren teils abstrusen Gedanken zu folgen und sich mit ihnen auf die Suche nach einer Erklärung für all die unheimlichen Dinge zu begeben. Doch darf man als Leser nicht nur der Aufklärung ungeklärter Todesfälle beiwohnen, sondern wird (hier spricht der Biologe ´t Hart) ganz beiläufig mit auf eine Exkursion in die niederländische und internationale Fauna und Flora genommen. Hierbei erfährt man so wundersame Dinge, wie Details aus dem Leben eines Scheltopusik. Sie wissen nicht, was das ist? Die Antwort gibt es im Roman.
Für "In unnütz toller Wut" kann es nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben, denn Maarten ´t Hart versteht es einmal mehr, seine Leser glänzend zu unterhalten!
Torsten Seewitz, 17.11.2004

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