Nun
liegt er endlich in deutscher Übersetzung vor, der neue
Roman Maarten `t Harts. Mit zwei Unterschieden zu
vorherigen Ausgaben. Zum einen ist nicht mehr der kleine
Arche-Verlag der Herausgeber, sondern der Piper Verlag,
zum anderen hat der Übersetzer gewechselt. Über die
Beweggründe ´t Harts, seine Bücher von nun an im
Piper Verlag herausgeben zu lassen, läßt sich
spekulieren, jedoch besaß der Verlag in den vergangenen
Jahren bereits die Taschenbuchrechte. Insofern ist es
müßig auf diese Frage eine Antwort finden zu wollen,
denn eines steht fest, der Qualität seines neues Buches
haben diese Veränderungen nichts anhaben können.
In gewohnter Weise versteht es `t Hart auf nahezu
magische Art einen bereits auf den ersten Seiten
gefangen zu nehmen. Vielleicht liegt es auch an der
Geschichte, die einem Krimi nicht unähnlich ist.
Schauplatz der Handlung ist der kleine südholländische
Ort Monward. Ein verschlafenes Nest mit vielen betagten
Bewohnern. Natürlich eifrigen Kirchgängern, bibelfest
und dennoch zutiefst abergläubig.
Von jenem Tag an, als die junge Fotografin Lotte Weeda
ins Dorf kam, war es mit der Ruhe vorbei. Sie wollte
für ihren neuen Bildband zweihundert markante Gesichter
ablichten. Natürlich waren die Bewohner des Ortes über
den Sinn dieses Vorhabens geteilter Meinung. Aber die
Eitelkeit siegte und es fanden sich recht bald genügend
Freiwillige, die für ein Foto posierten.
Allen voran Abel, der von allen nur der Graf genannt
wird. Doch irgendwie scheint ihn das Auftauchen der
schönen Fotografin aus der Bahn geworfen zu haben, denn
fortan verfolgt er den Wahn, seine Kinder seien nicht
von ihm, seine Frau hätte ihn mehrmals betrogen.
Als dann nach und nach die ersten Abgelichteten sterben,
beginnen wildeste Gerüchte im Dorf zu kursieren. Es
liege ein Fluch über dem Fotoband, alle darin
Abgebildeten würden nicht mehr lange unter den Lebenden
weilen. Eine Verdächtigung jagt die nächste, bis sich
eine Bürgerinitiative gründet, die dem unheimlichen
Geschehen auf den Grund gehen will.
Wunderbar hintersinnig lässt Maarten ´t Hart seinen
namenlosen Erzähler über die scheinbar mysteriösen
Vorgänge in Monward berichten. Es ist ein Vergnügen,
in den Mikrokosmos dieses Dorfes einzudringen, seine
Bewohner zu beobachten, ihren teils abstrusen Gedanken
zu folgen und sich mit ihnen auf die Suche nach einer
Erklärung für all die unheimlichen Dinge zu begeben.
Doch darf man als Leser nicht nur der Aufklärung
ungeklärter Todesfälle beiwohnen, sondern wird (hier
spricht der Biologe ´t Hart) ganz beiläufig mit auf
eine Exkursion in die niederländische und
internationale Fauna und Flora genommen. Hierbei
erfährt man so wundersame Dinge, wie Details aus dem
Leben eines Scheltopusik. Sie wissen nicht, was das ist?
Die Antwort gibt es im Roman.
Für "In unnütz toller Wut" kann es nur eine
uneingeschränkte Leseempfehlung geben, denn Maarten ´t
Hart versteht es einmal mehr, seine Leser glänzend zu
unterhalten!
Torsten Seewitz, 17.11.2004 |