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Andrej Kurkow
"Ein Freund des Verblichenen"

Aus dem Russischen von Christa Vogel
Diogenes Verlag Zürich 2001
144 Seiten, 16,90 €

Im deutschsprachigen Raum ist der russische Schriftsteller Andrej Kurkow dank der Veröffentlichungen des Diogenes Verlages kein Unbekannter mehr. Wie bereits in "Picknick auf dem Eis" und "Petrowitsch" beweist der Autor sein besonderes Gespür für skurrile Geschichten, die er natürlich fabelhaft erzählen kann.
So auch in seinem jüngst veröffentlichten Roman "Ein Freund des Verblichenen". Tolja, Protagonist und Erzähler, beschließt nach erfolgloser Ehe seinem Leben ein Ende zu setzen. Bloß über die Todesart ist er sich nicht schlüssig, denn selbst Hand an sich zu legen, ist er zu feige. Doch wie der Zufall es will, trifft er seinen alten Schulfreund Dima wieder, der in einem kleinen Kiosk arbeitet und Beziehungen zu vielerlei  zwielichtige Personen unterhält. Ihm erzählt
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Glücklich, endlich die Lösung für seine Probleme gefunden zu haben, schickt er dem anonymen Killer sein Foto und die Adresse seines Stammkaffees, dem von ihm gewünschten Tatort. Sollte der Abschied vom Leben wirklich so leicht sein? In Erwartung des nahenden Todes lässt Tolja seine Biographie noch einmal Revue passieren.
Doch am vereinbarten Termin wartet er vergebens auf den Killer. Betrunken und enttäuscht geht er wieder nach Hause. Unterwegs trifft er die Prostituierte Lena und verbringt mit ihr eine Nacht. Diese will am anderen Morgen kein Geld für ihre Dienste haben, sondern äußert , für Tolja völlig unerwartet, den Wunsch, ihn wiederzusehen. Sollte sein Leben plötzlich wieder einen Sinn bekommen? Doch der Killer war bestellt und er wird ihn mit Sicherheit aufspüren. 
Die Fabel der Geschichte, die Kurkow hier in seinem, im Original 1996 erschienenen Roman erzählt, könnte unglaublicher nicht sein. Zwar ist es mit Sicherheit schon vorgekommen, dass jemand seinen Freitod inszeniert, doch wendet Kurkow diese an sich tragische Situation ins Komische. Er lässt Tolja von einem unglaublichen Abenteuer ins nächste stürzen, ohne mit gezielten Seitenhieben auf das moderne russische Staatssystem zu sparen. 
Es ist wohl dieser von Melancholie getragene und dennoch scharf auf die gesellschaftliche Wirklichkeit blickende Erzählstil, der Kurkows Bücher so unverwechselbar und seine Helden so unvergesslich macht.  © Torsten Seewitz, 18.08.2001

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