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Furio Monicelli
"Der vollkommene Jesuit"
Aus dem Italienischen von Karin Krieger
Carl Hanser Verlag München 2000
156 Seiten, 17,90 €

Was bewegt einen jungen Mann, sich in die Obhut eines Klosters zu begeben? Ist diese Entscheidung religiös motiviert, scheint für sie für die Umwelt verständlich. Etwas schwerer zu begreifen ist dieser Schritt, wenn er als Schutzsuche bzw. Flucht vor den Versuchungen der Welt verstanden wird.
So sucht der junge Andrea in Furio Monicellis Roman „Der vollkommene Jesuit" sein Seelenheil im Leben als Mönch. Doch bis dahin hat er einen weiten, beschwerlichen und entsagungsvollen Weg zurückzulegen.
Anfänglich begeistert ihn die strenge Ordnung des Klosterlebens, alles schien ihm in einem glänzenden Licht. Er betrachtete sein neues Leben mit der Euphorie eines Geretteten.
Dass auch ein Kloster in all seiner Abgeschiedenheit keinen Schutz vor den eigenen Gefühlen und Gedanken bietet, mußte Andrea jedoch bald begreifen. Obgleich vorher nicht für möglich gehalten, empfindet er zärtliche Gefühle für einen anderen Novizen. Verzweifelt windet er sich in schuldhaften Gedanken, seine verbotenen Gefühlen verdrängend. Andreas Glauben an Gott und an die Richtigkeit seiner Entscheidung für ein entsagungsvolles Leben werden auf eine harte Bewährungsprobe gestellt.
Monicelli erkundet in diesem 1999 wiederentdeckten und von der Kritik begeistert aufgenommenen Roman, auf sehr subtile Weise die an Widersprüchen reiche Gefühlswelt eines jungen Mannes auf dem Weg zum Erwachsensein. Vor dem Hintergrund des strengen und an Regeln reichen Lebens in einem Klosterorden, spiegelt Monicelli die Vielfalt an Widersprüchen zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Realität und Lebensträumen. Fernab von der Verführungen der modernen Gesellschaft ist Andrea im Noviziat des Klosters auf sich allein gestellt. Durch innere Einkehr und Meditation gelangt er zur Erkenntnis seiner Selbst. So gesehen wertet Monicelli die Entscheidung Andreas für das religiöse Leben weniger als Weltflucht, sondern als Chance, sich selbst zu erkennen und aus dieser Erkenntnis heraus, an sich zu wachsen. ©Torsten Seewitz, 15.01.2001

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