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Armin Müller-Stahl
"Hannah"
Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 2006
134 S.; 7,95 Euro

Zwei Männer treffen sich in der Suite eines Luxushotels. Der eine, Hermann Krämer ist ein erfolgreicher Schriftsteller, der andere, Arnold Andergros, sein Jugendfreund. Beide haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen, doch nun hält Hermann den Zeitpunkt für gegeben, sein Leben Revue passieren zu lassen und ein Ereignis, was beider Leben seit geraumer Zeit überschattet, zum Gegenstand ihres Gespräches zu machen.
Das Schicksal beider Männer bestimmte eine Frau, nämlich jene titelgebende Hannah. Eine begnadete Musikerin und nicht wie man vermuten könnte, die gemeinsame Geliebte, sondern die angebetete Tochter Hermanns.
Das abendliche Gespräch entwickelt sich recht bald zu einer Lebensbeichte des Erzählers, die um Hannah und ihre Musik kreist. Verschüttet geglaubte Emotionen brechen aus Hermann heraus, der bereits als Jugendlicher unter der Dominanz seines Freundes litt. Nie hat er ihm etwas zugetraut und immer ein seinem schriftstellerischen Erfolg gezweifelt. Nun, Arnolds Prophezeiungen haben sich nicht erfüllt, doch bleibt Krämers Leben überschattet von einem tragischen Ereignis.
Armin Müller-Stahl, der vielen als hervorragender Schauspieler bekannt sein dürfte, ist ein künstlerisches Multitalent. Neben dem Musizieren und dem Malen besitzt er auch eine schriftstellerische Begabung, die bereits 1981 mit dem Roman „Verordneter Sonntag“ zutage trat.
Nun hat er mit „Hannah“ eine kurze Erzählung verfasst, die in vielem an Sandor Marais herausragenden Roman „Die Glut“ erinnert. Dies mag man dem Autor als Einfallslosigkeit  anlasten, doch bekennt er sich ganz offen zu dieser Parallele, indem er das Vorbild in einer Passage zitiert.
Bei allem Lob für die poetische und teils elegante Sprache, bleibt doch am Ende der Lektüre an schaler Beigeschmack zurück. Zu oft verliert man sich beim Lesen in den assoziationsreichen Erinnerungen Krämers und seinen Betrachtungen zur Musik oder tagespolitischen Geschehnissen. Zwar vermag es Müller-Stahl einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen, doch wirkt dessen Auflösung zum Ende hin allzu gehetzt.
Vielleicht wäre die Form des Romans, in Anbetracht der Komplexität des Themas, hier eine bessere gewesen.
Dennoch sei die Lektüre empfohlen oder besser noch, man gönnt sich die Audio-Version, vom Autor selbst gelesen. Torsten Seewitz, 12.09.2006
 

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