Auf
den ersten Blick wirkt in
diesen Erzählungen alles ganz banal: Ein Junge
geht zu einer Geburtstagsparty, ein Mann hört seinem
Nachbarn beim Telefonieren zu und ein anderer geht zum
Zeitungslesen in die Bibliothek. Doch bei dieser Fassade
belässt es Arne Nielsen in seinem Debüt nicht. Wenn
man es gerade nicht erwartet, entlarvt er plötzlich
zielsicher das Geheimnis seiner Charaktere und offenbart
ihre
dunkle Seite. Nielsen benötigt hierfür nur
wenige Worte, mit denen er millimetergenau menschliche
Abgründe seziert. Der Junge geht beispielsweise nur zu
der Geburtstagsparty, weil er in die Mutter des Freundes
verknallt ist – genauso wie sein Vater; ein Albtraum
raubt einem Witwer den erholsamen Schlaf und verleitet
ihn schließlich zu dem Geständnis, dass die geträumten
Vorwürde der sexuellen Misshandlung eines Mädchen wahr
sind. Dabei hat es stets den Anschein, als würde der
Erzähler sich nur einen Moment nicht konzentrieren –
und sich gehörig verplappern. Beim Leser ruft dieser
eine Augenblick der Unaufmerksamkeit gegensätzliche Gefühle
hervor: Er fühlt sich von den Erzählungen zugleich
angezogen und abgestoßen.
Aliki
Nassoufis
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