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Marcel Reich-Ranicki / Golo Mann
"Enthusiasten der Literatur. Ein Briefwechsel"
Herausgegeben von Volker Hage
S. Fischer Frankfurt/M. 2000
292 Seiten, 19,90 Euro

Als Marcel Reich-Ranicki vor nahezu 2 Jahren seine Memoiren mit dem Titel "Mein Leben" veröffentlichte, war das ungeheure Interesse der Leser an Deutschlands prominentestem Literaturkritiker nicht absehbar. Und dieses Interesse hält weiterhin an (soeben erschien bei dtv die Taschenbuchausgabe dieses Bestsellers), obgleich die Popularität seiner Sendung "Das Literarische Quartett", wohl wegen der teils frauenfeindlichen Aussagen, abnimmt.
Ob seines medienwirksamen Auftretens entscheidet diese Sendung dennoch über Aufstieg oder Untergangs eines Buches.
Wohl um die Mannigfaltigkeit des Engagements für die Literatur Marcel Reich-Ranickis unter Beweis zu stellen, veröffentlichte nun der S. Fischer Verlag einen Briefwechsel mit dem Sohn des von ihm hochverehrten Thomas Mann, dem Historiker Golo Mann.
Anfänglich Golo Mann mit der Bitte um Beiträge für die Literaturbeilage der "FAZ" schreibend, folgten später Briefe Reich-Ranickis, die das Vater-Sohn-Verhältnis näher beleuchtet wissen wollten.
Interessant am Briefwechsel dieser "Enthusiasten der Literatur" ist vor allem die Kunstfertigkeit ihres Schreibens, die Eleganz der Stils und die sich darin spiegelnde gegenseitige Wertschätzung. Im Ton immer freundlich und zuvorkommend, manchmal nahezu unterwürfig, ringt Reich-Ranicki Golo Mann Artikel für seine "Frankfurter Anthologie" und Rezensionen historischer Werke für das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ab.
Und Golo Mann antwortet, manchmal nach langer Pause und immer seine Säumigkeit betreffs der "Schreibschulden" entschuldigend. Zwischen 1967 und 1990 wechselten beide zahlreiche, mit den Jahren immer persönlicher werdende Briefe, in denen sie sich ihre Liebe zur und ihr vehementen Einsatz für die Literatur widerspiegelt.
Herausgeber Volker Hage bereichert den Briefwechsel mit einem umfangreichen, leider unkommentierten, Anhang, der viele in den Briefen erwähnte Artikel, Essays und Rezensionen im vollständigen Wortlaut dokumentiert.
Dem interessierten Leser offenbart sich so ein eindrucksvoller Einblick in die Gedankenwelt zwei bedeutender deutscher Intellektueller des 20.Jahrhunderts. ©Torsten Seewitz, 04.01.2001

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