Fast bekommt es den Anschein, als hätte
Andrzej Szczypiorski den Roman "Feuerspiele" als krönenden Endpunkt
seines umfangreichen literarischen Schaffens geplant. Denn nur wenige Monate
nach dessen Erscheinen, starb der bekannte polnische Autor und Nobelpreisträger
am 9.Mai 2000 im Alter von 72 Jahren.
Szczypiorski thematisiert in seinem literarischen Gesamtwerk die traumatischen
Erfahrungen des polnischen Volkes zur Zeit des Holocausts und versucht diese
schreibend aufzuarbeiten. So auch in seinem Roman "Feuerspiele", in
welchem er Täter und Opfer in einer apokalyptischen Schlussszene aufeinander
treffen lässt.
Nach dem Tod seiner Frau wünscht sich der Pole Jan, auf dem Dachboden seines
Hauses sitzend, nichts sehnlicher als die eigene Erlösung. In traumhaften,
surrealen Visionen ereilt ihn seine schuldhafte Vergangenheit, die über Jahre
verdrängt, unerbittlich Besitz von ihm ergreift.
Unterdessen planen Fürst Kyrill, ein im Schweizer Exil lebender Russe und der
amerikanische Großindustrielle Graham Wilson III. eine Kunstausstellung im
imaginären Kurort Bad Kranach. Es sollte eine Ausstellung werden, die in der
Kunstwelt ihresgleichen sucht. Dass es sich hierbei jedoch um einen groß
angelegten Versicherungsbetrug handelt, durchschaut nur der ominöse Dr. Kovács,
der Lakai Wilsons.
Lässt er den Leser anfänglich noch verstört zwischen den einzelnen Kapiteln
umherirren, einerseits konfrontiert mit den apokalyptischen Traumbildern Jans
und andererseits mit der Skrupellosigkeit der kunstbesessenen Herren Kyrill und
Wilson, versteht es Szczypiorski mit fortschreitender Handlung meisterhaft, die
Erzählstränge des Romans in einem furiosem Finale zusammenzuführen.
Wie in jedem seiner Romanen, wehrt sich dieser bedeutenden polnische Autor gegen
jedes Vergessen und die Banalisierung der nationalsozialistischen Verbrechen. Es
darf niemals eine Zeit geben, die die Hölle des Holocaust in ihrer Grausamkeit
zu verharmlosen und den Tätern zu vergeben versucht. ©Torsten Seewitz,
27.04.2001 |