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Carl-Johan Vallgren
"Der Kontrakt des Spielers"

Claassen 1999, 480 S., 21,00 €

Die Literaturgeschichte kennt eine Vielzahl von Büchern, in denen das Teufelspakt-Motiv eine wichtige Rolle spielte. Der bekannteste Teufelsbündner ist wohl Dr. Faust, der in seinem Drang nach Allwissenheit nicht davor zurückschreckte, einen Pakt mit den dämonischen Mächten einzugehen, um mit deren Hilfe dem Menschen bislang verborgene Welten zu entdecken.
Der dänische Autor Carl-Johan Vallgren greift in seinem 1999 in deutscher Übersetzung erschienenen Roman „Der Kontrakt des Spielers" ebenfalls das Motiv des Teufelsbundes auf.
Hoffnungslos verschuldet, beschwört Rubaschow in der Silvesternacht des Jahres 1899 den Teufel, in der Hoffnung diesen bei einer Kartenpartie um den Einsatz seiner Seele
zu besiegen, um in Zukunft sorgenfrei zu leben. Rubaschow verliert und wird zur Unsterblichkeit verdammt.
Den Kontrakt verdrängend, versucht Rubaschow ein trotzdem ein weitgehend normales Leben zu führen. Er gründet sogar eine Familie. Das Glück schien perfekt, bis ein Unglück ihn seiner Frau und seines Kindes beraubte. Alles Leben erschien ihm fortan sinnlos. Doch alle Versuche, sich selbst zu töten, scheitern an seiner Verdammnis.
Vallgren lässt seinen Protagonisten nunmehr durch alle Schrecken des vergangenen Jahrhunderts irren. So muss Rubaschow den Wahnsinn des 1. Weltkriegs in den Schützengräben der Schlachtfelder, die Vernichtung der Juden im Warschauer Ghetto, die Euthanasie zur Zeit des Hitler-Regimes, sogar den von brutaler Gewalt geprägten Krieg in Nordirland erleben, bis seine Odyssee gegen Endes des Jahrhunderts endet.
Was Vallgren anfänglich mit einem ironischen Unterton beschreibt, läßt mit Fortschreiten der Handlung jedes Lächeln gefrieren. Zwar wirkt die Methode, die Schrecken des 20. Jahrhunderts mit ausgewählten historischen Ereignissen zu versinnbildlichen, gelegentlich sehr bemüht, dennoch ist ihm mit diesem
Roman ein treffendes, wenn auch sehr düsteres, Abbild unserer Zeit gelungen.
 
© Torsten Seewitz, 16.05.2000

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