Zur Startseite

Henning Mankell: Vor dem Frost
Der Hörverlag München 2003

Hörspielbearbeitung und Regie: Sven Stricker
Musik: Jan-Peter Pflug und Tilman Ehrhorn
Sprecher: Erzähler - Andreas Fröhlich, Linda Wallander - Ulrike C. Tscharre,
Kurt Wallander - Axel Milberg u.v.a.m.

Laufzeiten: CD 1: ca. 67 Minuten, CD 2: ca. 68 Minuten

Atmosphärisch dichte Musik erklingt, eindringlich erhebt sich der sonore Bass des Sprechers Andreas Fröhlich, um dem Hörer ein bizarres Szenario zu beschreiben. Markerschütternd schreiend erheben sich fünf brennende Schwäne, lebenden Fackeln gleich, über den Marebo-See, fliegen wild umher bevor sie steinschwer ins Wasser stürzen.
Den Klang dieser Schreckensschreie noch im Ohr, ertönt die Stimme Lindas (Ulrike C. Scharre), der Tochter Kurt Wallanders (Axel Milberg), die in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist und sich ebenfalls zur Polizistin ausbilden ließ. Dies soll ihr erster Fall werden, doch ahnt sie noch nichts von den Verwicklungen, die sie in nächster Zeit immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele schauen lassen.
In Gedanken beschreibt sie ihren Vater, den sie zwar liebt, dessen wortkarges und manchmal unerwartet aufbrausendes Auftreten sie jedoch nur schwer ertragen kann. Umso prekärer, da sie noch immer zusammen in der gleichen Wohnung in Ystad leben.
Lindas beste Freundin Anne ist verschwunden und sie findet keine Erklärung hierfür. Wallander nimmt ihre Ängste nicht ernst, vielmehr beschäftigt ihn die Tat am Marebo-See. Kein Anhaltspunkt lässt auf den Täter schließen, nur der Anruf eines Mannes wurde aufgezeichnet, der der Polizei das Schreckensszenario beschrieb.
So ermitteln beide, Tochter und Vater, in vorerst zwei verschieden erscheinenden Fällen, obgleich Linda ihre Polizeischule gerade erst abgeschlossen hat und noch nicht einmal über einen Dienstausweis verfügt.
Ist es beim Lesen bereits ein Genuss, sich auf Spurensuche zusammen mit Henning Mankells Protagonisten zu begeben, so eröffnet das von Sven Stricker beeindruckend inszenierte Hörspiel „Vor dem Frost“ eine neue Dimension. Auch wenn die Ermittlungen des Kommissars Kurt Wallander nicht mehr im Vordergrund stehen, gestaltet sich die Spurensuche Lindas nicht minder spannend. Dramaturgisch geschickt eingesetzt, verstärkt die Musik Jan-Peter Pflugs und Tilman Ehrhorns, die äußerst beklemmende Atmosphäre der Romanvorlage.
Wenngleich Axel Milberg als Kurt Wallander das Mürrische seiner Rolle ein wenig zu sehr betont, überzeugt Ulrike C. Scharre als Linda durchgehend. Über Andreas Fröhlich und seine Rolle als Sprecher braucht man nicht viel Worte verlieren, denn die Besetzung mit seiner Person ist grandios. Beeindruckend ist seine tiefe Stimme, die bei der Beschreibung der teils beklemmenden, teils schaurigen Szenarien Gänsehaut garantiert.
Sicherlich ist „Vor dem Frost“ kein Hörspiel, welches man allein in einem dunklen Raum hören sollte (es sei denn, man besitzt Nerven wie Drahtseile), doch ist es auf jeden Fall ein atmosphärisch dicht inszenierter Krimi, den man durchaus mehrmals hören kann und vielleicht auch sollte, denn man wird stets neue Nuancen entdecken, die die Spannung des Hörspiels aufrecht erhalten. Torsten Seewitz, 11.09.2003

Hörbuch bei amazon.de bestellen

Kommentar schreiben Kritik ausdrucken

oder bei 

WEITERE BUCH-TIPPs FINDEN SIE HIER!