Etwas
außergewöhnlich ist Familie Folchart schon. Mortimer,
auch Mo genannt, ist ein fanatischer Buchbinder, der
sich auch als Bücherarzt bezeichnet. Seine Tochter,
Meggie ist auch nicht viel besser.
Da ihre Mutter verschwand, als sie drei Jahre alt war,
wuchs sie allein mit ihrem Vater auf, zu dem sie (
allein durch ihre gemeinsame Leidenschaft ) eine sehr
enge Bindung aufgebaut hat. Nun, mit 12, erinnert sie
nur noch ein altes Foto an ihre Mutter.
Vor allem wenn ihr Vater einen Auftrag, wie Bücher „reparieren“,
erledigen muss, kann er nie ohne seine Tochter
losziehen. Solch ein Aufgabe kann auch mal länger
dauern und Mo hält es ohne Meggie sowieso nie lange
aus.
Eines Tages taucht ein gewisser Staubfinger auf. Meggie
und Mo müssen zu einer Tante namens Elinor, die eine
unvorstellbare Anzahl an Büchern besitzt. Mehr als jede
ihnen bekannte
Bibliothek. Aber irgendetwas ist nicht wie sonst. Warum
bleibt Staubfinger bei Mo und seiner Tochter? Meggie
spürt, dass Mo ihr etwas verheimlicht. Natürlich
spioniert sie und entdeckt ein Buch. Ein auf den ersten
Blick stinknormales Buch namens „Tintenherz“. Sie
grübelt und zerbricht sich den Kopf, was an dem Buch so
besonders sein soll, dass Mo ihr dessen Existenz
verheimlicht. Die Geschichte nimmt eine entscheidende
Wendung, als ihr Vater entführt wird. Erst durch
Staubfinger erfahren sie und Elinor, dass Mortimer von
Capricorn und seinen Männern entführt wurde. Das
Misstrauen gegenüber Staubfinger, auch Feuerspucker
aufgrund seiner Vorliebe für Feuer genannt, ist groß.
Aber er erzählt ihnen wer Capricorn wirklich ist.
Meggie und Elinor sind geschockt. Feuerspucker leitet
die beiden zu einem abgelegenem Dorf in den Bergen am
Meer. Was sie dort an Grausamkeit, an Gewalt, Mord und
Verrat vorfinden, lässt ihnen den Atem stocken und sie
hoffen in einem schlechtem, aber sehr brutalem Krimi zu
sein, finden sich aber leider in der Realität wieder.
Und Meggie erfährt bislang unbekannte Dinge über ihren
Vater. Dieser wird in einer ihr bislang verschlossenen
Welt Zauberzunge genannt, weil er Figuren aus Büchern
lesen kann. Auch über ihre Mutter dringen für Meggie
immer mehr Wahrheiten ans Licht .
Mehr sei nicht verraten, denn der Roman ist so packend
geschrieben, dass jedes weitere Detail die Spannung
mindern würde.
Hut ab vor Cornelia Funke, übrigens Mutter von 2
Kindern ist, die ein auf zauberhafte Weise
beindruckendes Buch geschrieben hat. Ein Buch, das alle,
die sich für Bücher interessieren (oder die es noch
tuen wollen ), verschlingen werden. Besonders die jedem
Kapitel vorangestellten Zitate aus berühmten
literarischen Werken machen den besonderen Reiz dieses
Romans aus ( Herr der Ringe taucht übrigens auch auf,
aber nicht nur als Zitat, auch in der Geschichte an sich
spielt dieses geniale Buch eine Rolle).
„Tintenherz“ ist eine Delikatesse des großem
Büffets der Jugendbücher. Bestens zu empfehlen. Anne
Maria Müller, 13.05.2004 |