Dan Brown
"Sakrileg. The Da Vinci Code"
Aus dem Amerikanischen von Piet van Poll
Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 2004
605 S., 19,90 Euro

Die Legenden, die sich um den Heiligen Gral ranken, könnten zahlreicher nicht sein. Wenn alle Versuche, diesen Myhos zu enträtseln, bislang erfolglos blieben, so ist doch eines gewiss, dass es sich hierbei um eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Menschheit handelt.
Unzählige Gelehrte und Hobbyhistoriker haben sich Gedanken gemacht und die verrücktesten Theorien aufgestellt, um zu erklären, was sich hinter dem Gral verbergen könnte.
Als seien der Schriften nicht genug verfasst wurden, fügt nun Dan Brown mit seinem aktuellen Roman „Sakrileg“ eine neue Version hinzu. Natürlich wird seine Theorie an dieser Stelle nicht verraten und eigentlich läuft sie auch außer Konkurrenz, da es sich bei „Sakrileg“  um ein Werk künstlerischer Freiheit handelt, doch interessant ist sie allemal.
War bereits sein erstes ins Deutsche übertrage Buch „Illuminati“ ein außergewöhnliches Leseabenteuer, so wird der neue Roman diesen Erfolg um Längen übertreffen. Denn bei aller Phantasterei muß man dem Autor eines lassen, er kann so von seiner Idee erzählen, dass die Grenzen zur Realität zu verschwimmen scheinen. Vor allem durch das Verwenden von verifizierbaren Sachverhalten entsteht beim Lesen zeitweilig der Eindruck, ein gut geschriebenes Sachbuch vor sich zu haben. Aber in erster Linie ist „Sakrileg“ ein äußert spannend erzählter Roman, der von der ersten Seite an begeistert.
Seinen Helden kennen wir bereits als „Illuminati“, denn wiederum ist es der amerikanische
Symbologe Robert Langdon, der ungewollt in sich überstürzende Ereignisse verwickelt wird.
Anläßlich eines Fachvortrages in Paris weilend, bittet die Polizei Langdon unerwartet, sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. In der Nähe der weltberühmten „Mona Lisa“ Leonardo da Vincis  wurde der Direktor des Louvre, Jacques Sauniére, tot aufgefunden. Für die Pariser Behörden könnte dies ein Fall wie viele andere sein, doch wurde die Leiche Sauniéres in einer merkwürdigen Position aufgefunden: nackt, mit ausgestreckten Armen und Beinen daliegend. Auf seinen Bauch hatte der Sterbende mit Blut ein Pentagramm gemalt. Ähnlichkeit hatte die skurrile Haltung Sauniéres mit der berühmten Proportionsstudie Leonardo da Vincis. Doch was wollte der Tote damit für eine Botschaft übermitteln?
Bei seiner Suche nach den Hintergründen dieses mysteriösen Verbrechens wird Langdon von Sophie Neveu begleitet, einer Kryptologin der Pariser Polizei und zudem Enkelin des Ermordeten. 
Noch ahnungslos, welche Verdächtigungen der ermittelnde Beamte, Bezu Fache, hegte, stürzen Robert Langdon und Sophie Neveu Hals über Kopf in ein Abenteuer, welches beider Vorstellungskraft sprengt. Denn für die Pariser Behörden ist der Symbologe Langdon der Hauptverdächtige, doch fehlen bislang die Beweise.
Aus dem Helfer in der Not wird ein Gejagter, der sich plötzlich mit dem jahrhundertealten Mysterium der Sions-Bruderschaft, einem Geheimbund, konfrontiert sieht. Zwar sind ihm die Theorien, die sich um den Heiligen Gral ranken, nicht fremd, doch auf einmal Mittelpunkt seines bisherigen Forschungsgegenstandes zu werden, hätte sich Langdon nicht träumen lassen. Zusammen mit Sophie Neveu begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit, die vor allem auch die Geschichte der Familie Sauniére erzählt. Über allem schwebt die Person von Sophies Großvater, einem Mitglied der Sions-Bruderschaft, die, und dies ist das Erstaunliche, auch Leonardo da Vinci zu ihren Mitgliedern zählte. Also könnte die Botschaft des Ermordeten eine Verbindung zu da Vinci darstellen. Doch welche, und würde sie zum Täter oder den Tätern führen?
Brown gelingt es souverän, den Leser für seine Geschichte einzunehmen. Kapitel für Kapitel taucht er tiefer in die Welt der Geheimbünde und deren Jahrhunderte währenden Auseinandersetzungen  mit der katholischen Kirche ein. Es ist interessant und fesselnd zugleich, Brown bei der Entwicklung seiner Verschwörungstheorien zu folgen. Richtig interessant wird es jedoch in jenen Passagen, in denen er die Gemälde da Vincis auf versteckte Botschaften mit Bezug auf die wahre Jesus - Geschichte hin untersucht. Vor allem aus diesem Grund kann man Dan Browns Roman wohl zu den originellsten und temporeichsten Geschichten rund um die Gralslegende zählen. © Torsten Seewitz, 05.04.2004

Weitere Informationen finden Sie unter www.dan-brown.de .

 

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