Kristina
Carlson
"Ins Land am Ende der Welt"
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
Alexander Fest Verlag Berlin 2000
190 Seiten, 17,00 Euro
Es geht ein Zauber aus von den Weiten
Sibiriens, einst Paradies und Hölle des russischen Zarenreiches. Ein
Land, ausgestattet mit allen Ingredienzien der Natur; üppige Vegetation
wechselt mit kargen Landstrichen, eisige Kälte mit der Schwüle des Sommers,
karger Boden mit sagenhaften Bodenschätzen. Ein Land der Abenteuer, voller
Magie und Geheimnisse.
Die finnische Autorin Kristina Carlson entführt den Leser in ihrem ersten Roman
"Ins Land am Ende der Welt" in diese so widersprüchliche und
unbekannte Welt.
Ihr Held, der junge Student Lennart Falk, nimmt 1868 die Strapazen der
beschwerlichen Schiffspassage von Helsinki in die Ferne Sibiriens auf sich, um
in der Hafenstadt Nachodka das Ziel seiner Träume zu verwirklichen. Wie viele
Europäer sucht auch er in den Weiten dieser Landschaft das Abenteuer und
verspricht sich unendlichen Reichtum durch die Förderung und den Verkauf
kostbarer Bodenschätze. Er findet eine Anstellung im Hafenkontor und
letztendlich sogar das gesuchte Steinkohlevorkommen. Doch kommt alles anders als
geplant. Eines nachts wird ihm von einem Unbekannten mit einem Stein der
Schädel eingeschlagen. Falk überlebt den Anschlag, doch umkreisen fortan seine
Gedanken die Suche nach dem Täter und sein mögliches Motiv. War es ein
Mordversuch, ein Racheakt?
Was auf den ersten Blick wie der vortreffliche Plot eines guten Kriminalromans
aussieht, gestaltet sich mit fortlaufender Handlung als faszinierendes Zeitbild
Russlands um die Jahrhundertwende. Mit äußerst intensiven und
außergewöhnlichen sprachlichen Bildern versteht es Carlson den Leser gefangen
zu nehmen, ihn den Zauber des Abenteuers spüren zu lassen.
Vor allem in den erinnernden Passagen des Arztes und Freundes Lennart Falks
verblüfft Kristina Carlsons Roman durch ungewohnte, teils grandiose Einsichten
in den Mikrokosmos unseres Lebens. Zu Recht erhielt "Ins Land am Ende der
Welt" den Finlandia-Preis, der wichtigsten Auszeichnung Finnlands für
zeitgenössische Literatur. © Torsten Seewitz, 22.05.2001