Anna
Enquist
„Letzte Reise“
Aus dem Schwedischen von Hanni Ehlers
Luchterhand Literaturverlag 2006
403 S., 21,95 €
Cooks Frau Elizabeth ist die Protagonistin des Romans. Die
Autorin entfaltet entlang der bekannten, äußerst informativen und spannenden
Fakten über James Cook das fiktionale Lebensgefühl und Rollenverständnis
einer Frau, die vor über 200 Jahren gelebt und ihren Mann um sechsundfünfzig
Jahre überlebt hat. Dichtung und Wahrheit eng verwoben – gewöhnungsbedürftig
und doch faszinierend. Ja, so könnte es gewesen sein: Elizabeth unterstützt
ihren Mann bei der Veröffentlichung seiner Entdeckungs- und Forschungsberichte
und hofft vergeblich darauf, dass er - wie versprochen – endlich in seinen
verdienten Ruhestand tritt, um bei ihr und den Kindern zu bleiben. Gleichzeitig
fürchtet sie die damit verbundenen Einschränkungen ihrer Selbständigkeit.
Denn trotz seiner jahrelangen Abwesenheiten (in denen sie allein ihre sechs
Kinder zur Welt bringen, erziehen und schließlich beerdigen muss) bleibt er
auch an Land der Kapitän bzw. „Herr des Hauses“. Für ihn steht es außer
Frage, dass alle Jungen ihr Leben in den Dienst der gefährlichen,
lebensbedrohlichen Seefahrt stellen müssen, unabhängig von ihren Neigungen und
Begabungen. Nach dem Tod ihrer einzigen, dreijährigen Tochter zerbricht
Elizabeth fast an ihrer Enttäuschung darüber, kein zweites Mädchen, sondern
wieder nur einen Sohn geboren zu haben. Die einfühlsame Schilderung ihrer
Verzweiflung und Lebensmüdigkeit, die sie erst nach Jahren überwindet, gehört
für mich zu den stärksten Passagen des Romans. Die Autorin musste selbst mit
dem Unfalltod ihrer Tochter fertig werden. Erika
Pillardy, 25. Februar 2007
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