Paula Fox    
"Was am Ende bleibt"
Aus dem Amerikanischen von Sylvia Höfer
Verlag C.H. Beck München 2000
201 S., 19,50 € (HC)

Was bleibt, wenn das sorgsam gewahrte Idyll einer bürgerlichen Ehe durch scheinbar banale Ereignisse Risse bekommt? Die schützende Hülle wird durchlässig und gibt den Blick auf das Innere des Menschen frei. Bislang verborgene Emotionen dringen ungehindert nach Außen und konfrontieren den Gegenüber mit der Nacktheit der Realität.
Sophie und Otto Bentwood, ein gut situiertes Ehepaar im New York der siebziger Jahre. Sie schreibt Drehbücher, ihr Mann arbeitet als erfolgreicher Anwalt. Man könnte ihre Ehe glücklich nennen, wäre da nicht das Ritualisierte, Eingeschliffene - die Gewohnheit. Diese wird eines Abends gestört als Sophie, von Mitleid getrieben, sich einer streunenden Katze erbarmt und ihr Milch zu trinken gibt. Doch wider Erwarten zeigt das Tier keine Dankbarkeit, sondern beißt Sophie in die Hand. Schockiert ob dieses unerwarteten Angriffs, bemüht sich Sophie ihr Fassung zu bewahren, fühlte sich aber, "als wäre sie bei einer schändlichen Tat ertappt worden". Plötzlich war sie da, die Angst. Das Brutale der Außenwelt hatte sich einen Weg in ihre Wohnung gesucht. Ganz nebenbei teilte ihr Mann mit, dass er sich von seinem langjährigen Kanzleipartner getrennt habe. Der ehedem gleichmäßige Fluss des Vertrauten war fortan unterbrochen und mit ihm die vertrauten Sicherheiten.
Ein heranbrechendes Chaos, durch die Angst vor einer möglichen Tollwutinfektion ausgelöst, lässt die Gefühlswelt von Sophie eskalieren. Wie durch einen Fokus nimmt sie fortan ihre Umwelt war, die alles anderem als einem Idyll glich. Das bislang Gelebte erschien ihr plötzlich banal und verlogen. Was war das, ihr Leben? Eine Ehe, die nur noch aus Gewohnheit weiterbestand und deren Monotonie sie mit einer leidenschaftlichen Affäre zu einem anderen Mann zu umgehen versuchte. Freundschaften, die oberflächlich blieben. Ein Ferienhaus auf dem Land, welches von Einbrechern verwüstet wurde. 
Paula Fox gelingt mit ihrem Roman "Was am Ende bleibt" das grandioses Psychogramm einer Ehe. Obgleich in ihrer Sprache unprätentiös, vermag sie jedoch tief und mitfühlbar in die Psyche ihrer Protagonisten einzudringen. Die in New York lebende Autorin veröffentlichte diesen Roman bereits zu Beginn der siebziger Jahre. 1971 erfolgreich mit Shirley McLaine in der Hauptrolle verfilmt, geriet der Roman in den folgenden Jahren in Vergessenheit. Seine Renaissance löste in den USA eine Welle der Begeisterung aus und Kritiker bezeichneten "Was am Ende bleibt?" als "eines der wichtigsten amerikanischen Bücher dieses Jahrhunderts".
Fortan ist die Herrenriege der erfolgreichen amerikanischen Schriftsteller wie James Salter (dessen Romane ebenfalls wiederentdeckt werden), Raymond Carver und John Updike um eine Frau, Paula Fox, wenn auch 30 Jahre später, bereichert worden. ©Torsten Seewitz, 6.10.2000

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