Ernesto Franco
"Fünf Knöpfe aus Seide"

Aus dem Italienischen von Karin Krieger
Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart München 2001
128 Seiten, 17,40 € (HC), 8,00 € (TB)


Es ist das erste Buch des Italieners Ernesto Franco, welches in deutscher Sprache erscheint und es ist eines der seltenen Bücher, die durch wunderschöne Ausstattung auffallen. In messingfarbenes Leinen gebunden und durch einen Pappschuber geschützt, stellt es bereits einen optischen Genuss dar. Sollte der Inhalt des Büchleins mit gleicher Eleganz erstrahlen, erwartet den Leser eine einzigartige Lektüre.
Es sei vorweg bemerkt, dass dies auch mit einigen kleinen Abstrichen zutrifft. Jedenfalls werden alle Liebhaber der Bücher Alessandro Bariccos nicht enttäuscht werden. Ob die Ähnlichkeit des Erzählten oder des Erzählens an der sorgfältigen Übersetzung Karin Kriegers liegt, die auch die Bücher Bariccos ins Deutsche übertragen hat, oder an der Ausbildung Francos an der Schule für kreatives Schreiben, die von Baricco geleitet wird, ist schwer zu sagen. 
 Sicher ist, dass es Franco gleichfalls versteht, den Leser in eine phantastische, nahezu märchenhafte Welt zu entführen, ohne jedoch reale Bezüge zu vernachlässigen.
In "Fünf Knöpfe aus Seide" erzählt er die Geschichte des Gio Magnasco, Besitzer einer ungewöhnlichen Eisenwarenhandelung, in welcher es neben den herkömmlichen Eisenwaren wie Nägel, Schrauben, Schlösser auch Reißverschlüsse und verschiedenste Knöpfe zu kaufen gab. 
Franco macht den Leser zum stillen Beobachter eines ungewöhnlichen und von genialem Erfindungsreichtum bestimmten Lebens. So revolutioniert Magnasco mit seinen Ideen den Schiffbau oder den Bau einer Eisenbahnlinie in Südamerika. 
Wie so oft, verliebt sich auch in diesem Roman der Protagonist unsterblich in eine unerreichbare Schönheit, deren Antlitz sich unauslöschlich in der Erinnerung eingebrannt hat. 
Franco beschränkt sich aber nicht auf das Erzählen dieser unerfüllten Liebe, sondern projiziert vor dem geistigen Auge des Lesers eine Welt, die unwahrscheinlicher nicht sein könnte. Zum Beispiel erzählt er jene Episode, in der zahlreiche europäische Eisenwarenhändler in das ferne Afrika aufbrechen, um der, aus ihrer Sicht rückschrittlichen Bevölkerung, ihre Waren auf einer Ausstellung zu präsentieren. Doch findet diese Messe nicht, wie zu vermuten, in einer Stadt, sondern auf einem Hochplateau Äthiopiens statt. Und just in dem Moment, als die Händler ihre Stände aufgebaut haben, brechen Unwetter und Chaos herein. Nur mit Mühe können die Händler ihr Leben retten; Magnasco wird schwer verletzt in seine Heimat zurückgebracht. 
Ernesto Franco hat mit "Fünf Knöpfe aus Seide" ein modernes Märchen geschaffen, welches seine Imagination aus der beeindruckenden Komposition von Wahrscheinlichem und Unwahrscheinlichem des Erzählten bezieht. Unbedingt lesenswert! ©Torsten Seewitz, 02.04.2001


www.fragmentum.de