Arnon
Grünberg
"Phantomschmerz"
Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten
Diogenes Verlag Zürich 2003
384 S.; 22,90 Euro
Arnon
Grünberg gilt als das Enfant terrible und sogleich als
die Entdeckung der niederländischen Literaturszene.
Vergangenes Jahr verriet der 32 Jährige dann noch, wer
sich hinter dem Pseudonym und öffentlichkeitsscheuen
Erfolgsautor Marek van der Jagt verbirgt: Grünberg
selbst. Auch in seinem insgesamt fünften Roman spielt
Grünberg mit der Grenze zwischen Realität und
Illusion: Robert G. Mehlmann ist Schriftsteller, dessen Karriere
sich mit Mitte 30 eigentlich schon dem Ende zuneigt,
doch das gesteht sich der Hedonist nicht ein, sondern
schafft aus Angst vor Stillstand stattdessen Chaos.
Seine Küche ist unbenutzbar, weil er selbst im Ofen
Papiere und Bücher lagert und privat lenkt er sich von
seiner beruflichen Misere mit drei Frauen ab. Auch wenn
man beim Lesen immer wieder lachen muss, so bleibt
Mehlmanns Abgrund immer beängstigend nah. Der wird
jedoch tempo- und einfallsreich umgangen –
was zu einer melancholisch, feinfühlig und vor
allem irrwitzig beschriebenen Achterbahnfahrt führt,
die dank Grünbergs scheinbar nie enden wollendem
Einfallsreichtum zwischen Gruselkabinett und Märchenland
dahinsaust ohne an Tiefe und Sprachwitz einzubüßen.