Alexa Hennig von Lange
"Woher ich komme"
Rowohlt Verlag Reinbek 2003
128 S.; 14,90 Euro


„Ich bin vielleicht vierzig, wenn Mama stirbt“, überlegt sich die namenlose Erzählerin in der ersten Klasse. Doch schon sechs Jahre später verunglücken die Mutter und der kleine Bruder tödlich. Die Protagonistin war damals gerade zwölf Jahre alt, doch noch heute leidet die 30 Jährige unter dem Verlust. Ihr bleiben nur Erinnerungen und Gedanken, die durch das Schweigen des Vaters noch schmerzhafter und einsamer erscheinen. Alexa Hennig von Lange erzählt in ihrem vierten Roman in zahlreichen kurzen, aber eindringlichen Episoden von Einsamkeit, Trauer, unerfüllter Liebe und Krankheit. Diese Episoden sind für die Erzählerin auch nach mehr als 17 Jahren noch so lebendig, dass sogar der Leser die Berührungen der Mutter und den schlafenden Bruder förmlich neben sich spürt. Dabei schmückt die Autorin („Relax“ 1997) nichts aus, die Erinnerungen der Erzählerin sind lediglich Andeutungen auf ihren großen Schmerz und Verlust. Mit nur wenigen Worten gelingt es Hennig von Lange jedoch, Situationen und Gefühle so treffend nachzuempfinden, dass man es fast nicht aushält, diesen Kurzroman zu lesen – so traurig, beklemmend und ergreifend ist er geschrieben. © Aliki Nassoufis
 

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