Stefan
Heym
"Immer sind die Männer schuld" (2 CDs)
Random House
Audio München 2003
19,50 Euro
Als Stefan Heym im Dezember 2001
unerwartet in Israel starb, lag das Manuskript seines nunmehr letzten Buches
bereits bei seinem Hausverlag C. Bertelsmann vor. Wie bereits in „Immer sind
die Weiber weg“, einer Sammlung autobiografischer Geschichten, die Heym als
Geschenke für seine Frau geschrieben hatte, erzählt er in „Immer sind die Männer
schuld“ auf gleiche unübertreffliche, anrührende Weise von den Fallstricken
der Liebe, der Ehe und des Alters.
Voller Altersweisheit und grenzenloser Zuneigung für „sein Weib“ schreibt
Heym von seinen Altersmacken, die sich schon einmal in mangelndem Ordnungs- und
Orientierungssinn oder fehlendem Technikverständnis äußern können. Immer mit
einem Augenzwinkern, in der Diktion jiddischer Erzähltradition, breitet er
seine private Welt vor dem Leser aus.
Sicherlich sah der Alltag der Heyms nicht immer so freundlich kontrovers aus,
doch spielen sich die hier beschriebenen „Ehedramen“ wohl in vielen Familien
ähnlich ab. Zumeist ist der Ehemann der Unterlegene, der den Ansprüchen der
Angetrauten nur selten genügt. Und dennoch gibt es das Verbindende, die Liebe
und Zuneigung füreinander.
Gerade diese Ambivalenz, die sich durch die zumeist unterschiedlichen Ansprüchen
an Partnerschaft und Alltag begründet, versteht Heym vortrefflich darzustellen.
So in der titelgebenden Erzählung, in der sich Heym der permanenten Kritik
seiner Frau ausgesetzt sieht, da er ihren Ambitionen nach Ordnung nicht genügt.
So stören die Krümel des Frühstücksbrötchens auf dem teuren Teppich oder
die mit allerlei Dingen überfüllten Hosentaschen, die das Beinkleid zum
Herunterrutschen bringen.
In anderen Situationen kämpft das Ehepaar mit den Tücken eines
Navigationssystems, den Verwirrungen des Großstadtverkehrs in Boiberik oder
wartet gemeinsam auf den Kometen „Hale Bopp“.
Allen Geschichten ist gemein, dass sie trotz ihrer Konfliktreiche und
wortreichen Gefechte versöhnlich, ja mit nahezu zärtlichen Worten für sein
„Weib“ enden.
Die für die vorliegende Hörbuchfassung getroffene Wahl, Gustl Weishappel als
Vorleser zu engagieren, erweist sich als wahrer Glücksgriff, denn er versteht
es grandios, die Geschichten mit dem Heym`schen Wortwitz und Hintersinn
vorzutragen. Manchmal meint man, den Autor selbst zu hören oder ihn rezitierend
vor sich zu sehen.
Ungewollt ist dieses Hörbuch eine Art Vermächtnis geworden, eine wunderbare
Reminiszenz an einen der bedeutendsten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.