A. L.
Kennedy
"Also bin ich froh"
Aus dem Englischen von
Ingo Herzke
Wagenbach Verlag Berlin 2004
280 S.; 19,50 Euro
Mit
ihrem Leben hat sich Jennifer eigentlich ganz gut
arrangiert. Sie meidet Beziehungen und Intimitäten, hat
zum Sex lieber nur ihren eigenen Körper dabei und
arbeitet als Radiosprecherin in einer schallisolierten
Kammer. "Keine Aufregungen und Gefühle, dafür
umso mehr Kontrolle" ist das Motto der Ich-Erzählerin
– bis ihr Leben durch den neuen, an
Gedächtnisschwund leidenden Untermieter Martin auf den
Kopf gestellt wird. Wunderbar liebevoll und schnodderig
zugleich erzählt Jennifer, die in direkten Dialog mit
dem Leser tritt, wie Martin ihr Leben verändert. Und
der erinnert sich, dass er der französische Satiriker
Cyrano de Bergerac aus dem 17. Jahrhundert ist, glüht
außerdem im Dunkeln und stellt Jennifers unterkühltes
Leben mit seiner Unsicherheit und Unberechenbarkeit auf
den Kopf. Erst als er plötzlich wieder verschwindet,
merkt Jennifer, wie gern sie ihn hat. Die Schottin
Kennedy („Alles was du brauchst“ und „Hat nichts
zu tun mit Liebe“) spinnt um diese Idee eine
Liebesgeschichte, die zwar seltsam und merkwürdig, aber
auch sehr traurig und herzzerreißend ist. Und da
Kennedys Sprache wieder mühelos kunstvoll und witzig
erscheint, wirkt ihre Geschichte alles andere als
kitschig oder unglaubwürdig.