Bodo Kirchhoff
"Die kleine Garbo"
Frankfurter Verlagsanstalt Frankfurt/Main 2006
320 S., 19,90 Euro

Jakob „Giacomo“ Hoederers Berufung ist es ein Pechvogel zu sein. Eigentlich wäre er Lehrer geworden, aber das hat nicht geklappt. Stattdessen wird er eines Tages Bankräuber. Um seinen, durch eine gelöcherte Wollmütze,  gestellten Forderungen nach Auszahlung  sämtlicher Gelder mehr Nachdruck zu verleihen, feuert er einen Warnschuss ab, der abgeprallt vom Bankautomaten, eine Frau trifft. Tot. Jetzt beginnt ein gedrucktes Roadmovie: Hoederer flüchtet mit dem Motorrad, Motorrad überschlägt sich, kaputt. Danach Selbstmordversuch … fehlgeschlagen.  Ein Auto kommt vorbei, ein teures - Hoederer kapert es, dabei löst sich ein Schuss. Chauffeur tot. Hoederer hat jetzt ein Fluchtauto, doch was er anfangs nicht bemerkt: In der hinteren Fahrgastzelle befinden sich zusammengekauert und fast unsichtbar ein Engel und ein Hund. Der Engel ist Malu, ein Kinderstar in Rollenrobe auf dem Weg zum Dreh, der Hund ihre kleine Töle Lorca. Was macht Hoederer als er die beiden entdeckt, Selbstmord oder Lösegeld? Seine Lösung ist Lösegeld und löst damit eine Verfolgungsjagd aus, die in einem Wald voller menschlicher und tierischer Kreaturen endet. Kirchhoff ist ein Hamburger Jung und das merkt man bei diesem Buch, es ist das Trockendock des Humors, schwarz und feinsinnig. Trotzdem bleibt Kirchhoff mit seiner Geschichte gewollt oder ungewollt unter seinem Pegel der Möglichkeiten. Ein Tidenhub der fast zur Ebbe tendiert, besonders dann wenn die Figur Hoederer ihre Binsenweisheiten verkündet oder vom Autor mit schulmeisterlicher Bravur der Medienbetrieb vorgeführt wird - Medienkritik frisch wieder aufgetaut. Es ist zum Schmunzeln, keine Frage, alles perfekt inszeniert und gut geschrieben. Nur lesen muss man es nicht, aber vielleicht kommt es ja bald im Fernsehen. Thorsten Ukena, 14.11.2006

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