Leon Uris
„Exodus“
Heyne Verlag, 13. Aufl. 2006
840 S., 9,95 €
Erzählt wird der lange mühsame Weg der Juden bis zur Errichtung eines eigenen
Staates in Palästina. „Exodus“ hat eine doppelte Bedeutung. Es meint zum
einen den (bereits im 18. Jahrhundert begonnenen) Auszug jüdischer Bevölkerungsgruppen
aus ihren Heimatländern (vor allem solchen in Osteuropa). Gleichzeitig ist
„Exodus“ der von Uris erfundene Name eines Immigrantenschiffs, dessen Fahrt
nach Palästina von dem Haupthelden des Buches,
Ari Ben Kanaan, trotz der britischen Einwanderungs-Blockade erzwungen
wird. Es gehört zu den dramatischen Höhepunkten des Buches, wie es Ari
gelingt, im Jahr 1947 hinter dem Rücken der englischen Militäradministration
hunderte Kinder, die den Holocaust überlebt haben, aus einem zypriotischen
Internierungslager auf das Schiff zu schmuggeln und sie unter Einbeziehung der
Weltöffentlichkeit ans Ziel zu bringen.
Nach der nochmaligen Lektüre weiß ich nun wieder, dass die Araber gern bereit
waren, ihr unfruchtbares Land den jüdischen Siedlern zu verkaufen. Und als es
denen in mühsamer Kollektivarbeit schließlich gelang, „blühende
Landschaften“ zu schaffen, mussten sie sich gegen die permanenten Überfälle
der Araber zur Wehr setzen. Die Mehrheit der Israelis war nicht mehr dazu
bereit, ihre Vertreibung und Vernichtung in Schicksalsergebenheit hinzunehmen -
so wie das ihre Vorfahren seit Jahrtausenden getan hatten. Der von Uris präsentierte
neue jüdische Sozialcharakter, der sich auf das 2. Buch Mosis berufen kann:
„… Auge um Auge, Zahn um Zahn“, löste bei einer nicht davon Betroffenen
wie mir Bewunderung und Respekt aus.
Was der jüdisch-amerikanische Autor an historischen Fakten und biographischen
Recherchen zusammengetragen und anhand (nach-)erfundener Lebensläufe in
Handlung umgesetzt hat, liest sich wie eine Mischung aus Reportage und
Kriminalroman. „Exodus“ wurde in 50 Sprachen übersetzt und kann als
Riesenerfolg gelten. Kritiker haben dem Autor historische Ungenauigkeiten und
anti-arabischen Rassismus vorgeworfen. Das mag richtig sein. Doch mir ist ein
spannend geschriebenes, parteiliches Buch lieber als z.B. die historisch korrekt
recherchierte aber verwirrend und ermüdend geschriebene Ariel
Scharon-Biographie von Gadi Blum und Nir Hefez (Hoffmann und Campe, 2006), die
zeitlich an „Exodus“ anknüpft.
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