Pablo
De Santis
"Die Übersetzung"
Aus dem Spanischen von
Gisbert Haefs
Unionsverlag Zürich 2000
156 Seiten, 8,90 €
Es gibt
Ereignisse im Leben eines Menschen, deren Erinnerung
auch Jahre später nicht verblasst. Ob ihrer
Einmaligkeit, leben sie unverändert im Gedächtnis
weiter.
Als Miguel De Blast die Einladung zum Kongress der
Übersetzer erhielt, sah er diese als eine willkommene
Abwechslung seines öden Alltags an. Genau genommen
sagte er seine Teilnahme nur zu, da seine ehemalige
Geliebte Ana Despina ebenfalls ihr Erscheinen
ankündigte. Die Reise aus der vertrauten Welt führt De
Blast in die Provinz Puerto Esfinge. Julio Kuhn, der
Organisator des Kongresses, hatte ein zum Teil saniertes
Hotel angemietet, eine surreale Kulisse in Anbetracht
der folgenden Ereignisse.
Als
einer der Kongressteilnehmer wenig später tot im leeren
Swimmingpool aufgefunden wird, beginnt eine spannende
Suche nach dem Täter. Eine Angestellte des Hotels will
gehört haben, wie der Tote noch kurz zuvor in seinem
Zimmer in einer ihr nicht bekannten Sprache
lamentierte.
Einzig De Blast schien eine Ahnung zu haben, wusste er
doch, dass sich der Tote seit Jahren mit der Erforschung
einer bislang unbekannten Sprache beschäftigte.
De Santis schuf in seinem Roman eine phantastische Welt
in der Tradition Jorge Luis Borges, mit Elementen des
Krimigenres und der Psychologie kombiniert, angefangen
von den territorialen Gegebenheiten bis zur illustren
Auswahl der Kongressteilnehmer.
Bewusst führt er den Leser in die falsche Richtung,
jedoch ohne durch eine allzu komplexe Handlung zu
verwirren. Spannende Lektüre ist also garantiert.
Hier sei nur verraten, dass die Macht der Sprache nicht
zu unterschätzen ist. Auch Worte können
töten. © Torsten Seewitz, 03.04.2001