Charles
Simmons
"Lebensfalten"
Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck
C. H. Beck München 2001
161 Seiten, 18,50 €
Nach dem großen Erfolg des Romans "Salzwasser" konfrontiert der
Verlag in diesem Frühjahr den Leser mit einem frühen Werk des Autors.
Das Verb "konfrontiert" ist an dieser Stelle mit Bedacht gewählt, da
dieses Buch in seiner teilweise schonungslosen Aufrichtigkeit zahlreiche Leser
verstören dürfte.
Simmons zieht in "Lebensfalten", 1978 erstmals erschienen, eine Bilanz
seines bisherigen Lebens. Hier offenbart sich ein Mann, dem es nach einer
wohlbehüteten Kindheit und den Verwirrungen der Jugendzeit schwer fällt, sich
als Erwachsener im Leben zu etablieren. Scheinbar beziehungsunfähig stürzt er
von einer Affäre zur anderen, seine Ehe scheitert und endet mit der Scheidung.
Halt gibt nur noch der Alkohol.
In kleinen Kapiteln erzählt Charles Simmons Episoden seines Lebens, nicht
streng chronologisch, sondern nach Themen und besonderen Erlebnissen gegliedert.
Hierin liegt die Stärke des Erzählers. Skizzengleich und mit bewundernswerter
Leichtigkeit verknüpft er Kindheitserinnerungen mit der Reflektion eines
gescheiterten Lebens. Gerade noch gibt sich der Leser den Erinnerungen an eine
unbeschwerten Kindheit im New York der 40er Jahre hin, um wenige Sätze später
in einen Abgrund zu blicken. Die Verzweiflung eines Mannes, dessen Beziehungen
zu Frauen nur noch Produkt seiner Phantasie sind, Hoffnungslosigkeit als Motor
des Lebens.
Es ist gerade dieser dargestellte Kontrast, der die Spannung und den besonderen
Reiz dieses Buches ausmacht. So wird bereits mit diesem frühen Roman die
Meisterschaft Simmons deutlich - das äußerst sparsame, pointierte Erzählen
der kleinen und großen Katastrophen unseres Seins in einer wunderbar leichten
Sprache. © Torsten Seewitz, 05.03.2001