Es
ist eine beklemmende Szenerie, die Henning Mankell
gleich zu Beginn seines vierten Wallander-Romans
entwirft. Dichter Nebel begleitet die Autofahrt des
Anwalts Gustaf Torstensens, der sich nach einem Gespräch
mit einem Klienten Ystad näherte. Angsterfüllt blickt
dieser ständig in den Rückspiegel, im Glauben,
verfolgt zu werden. Dann plötzlich taucht ein Stuhl auf
der Fahrbahn vor ihm auf. Auf ihm eine Puppe in
Menschengestalt sitzend. Torstensen hält den Wagen an,
um sich das Hindernis aus der Nähe zu betrachten. Noch
bevor er das unerwartete Geräusch hinter sich orten
konnte, traf ihn ein kräftiger Schlag auf den
Hinterkopf und er sank tot auf den Asphalt.
Von alldem ahnte Kriminalkommissar Kurt Wallander
nichts, als er an der Küste Skagens versuchte seine
seit Monaten dauernde Depression in den Griff zu
bekommen. Es war bei einem Einsatz, als er in Notwehr
einen Mann erschoss. Seit diesem verhängnisvollen Tag
quälen ihn Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, versagt
zu haben. Wallander stand kurz davor, den Dienst bei der
Polizei Ystads zu quittieren und sich beruflich neu zu
orientieren. Doch da taucht eines Tages der Anwalt Sten
Torstensen auf, Sohn des toten Gustaf Torstensen, um ihm
vom tragischen Tod seines Vaters zu berichten und ihm um
Hilfe bei der Aufklärung des mysteriösen Vorfalls zu
bitten. Seiner Meinung nach, sei sein Vater Opfer eines
heimtückischen Mordes geworden, sein Tod also
keineswegs Folge eines Autounfalls.
Wallander, der seinen Vorgesetzten zwischenzeitlich von
seinen Plänen unterrichtet hatte, bei der Polizei
aufzuhören, zögert sich diesem Vorfall zuzuwenden,
obgleich ihm das Schilderungen seines Bekannten Sten
nicht unberührt ließen. Erst als dieser mit drei
Kopfschüssen ermordet in seiner Kanzlei aufgefunden
wird, entschließt sich Wallander den Fall zu übernehmen.
Alle Überlegungen, die Arbeit als Kommissar aufzugeben,
waren nicht mehr relevant, ganz zur Freude seiner
Kollegen, die sich über seine Rückkehr offenkundig
freuten.
Mit seinem bereits 1994 in Schweden veröffentlichten
und in deutscher Übersetzung 2001 erschienenen Roman
„Der Mann, der lächelte“ beweist Henning Mankell
einmal mehr, dass die Figur des eigenwilligen Kommissar
Wallanders alle Eigenschaften
besitzt, um zum Klassiker in der Welt der
Kriminalromane zu werden. In kurzen, unprätentiösen Sätzen
entwirft Mankell eine Welt, die nur scheinbar fern von
der Realität zu sein scheint. Denn hinter der Kulisse
des Alltags versteckt sich ein Kosmos krimineller
Energie, dessen Potential das Vorstellungsvermögen
eines unbescholtenen Menschen übersteigt.
Gerade dieses Konfrontieren mit nahezu unbeschreiblicher
grausamer Gewalt, verschafft den Romanen der Wallander -
Reihe zum einen den notwendigen Spannungseffekt zum
anderen den Anlass, tief in die Ebene der Unterwelt
hinabzusteigen, um dort erschaudernd das wahre Wesen des
Menschen und die inhumanen Auswüchse moderner
Gesellschaftsformen zu erblicken.
Je mehr Kurt Wallander das Geschehene in Zusammenhänge
bringt, desto schärfer wird sein Blick für die
Schattenseiten der Geschäftswelt, in der Menschen für
Geld ihre Seele verkaufen und den Tod anderer billigend
in Kauf nehmen. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf
den smarten Geschäftsmann Alfred Hardenberg, dessen
Landsitz Gustaf Torstensen kurz vor seinem Tod
aufsuchte. Doch was hatte Torstensen entdeckt, das er
sterben musste? Torsten Seewitz, 24.07.2003
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