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Siegfried Lenz
"Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur"

Hoffmann und Campe Hamburg 2001
78 Seiten, 10,00 €

Am 17. März diesen Jahres feierte Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, seinen 75.Geburtstag. Dieses Jubiläum war für seinen Hausverlag "Hoffmann und Campe" Anlass, einen kleinen Essayband mit dem vielversprechenden Titel "Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur" herauszugeben, der drei, wenn auch nicht ganz so aktuelle, Aufsätze über das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft im weitesten Sinne vereint. Der titelgebende Essay erschien erstmals 1999 aus Anlass des 80. Geburtstages von Helmut Schmidt in dem Sammelband "Was steht uns bevor? Mutmaßungen über das 21. Jahrhundert", herausgegeben von Marion Gräfin Dönhoff und BESTELLEN SIE HIER BEI AMAZON! Theo Sommer.
Entgegen der vielbeschworenen Meinung, das Buch in seiner gedruckten Form werde bald durch technisch innovativere Medien ersetzt werden, setzt Siegfried Lenz eine gelassene Bestandsaufnahme, die fern jeden Pessimismus sehr wohl eine Zukunft von gedruckter Literatur sieht. Lenz ignoriert keineswegs die modernen Trends in der literarischen Welt, wie sie vor allem das Internet ermöglicht, auch wertet er diese sogenannten Hypertextsysteme nicht ab, doch bleibt ein fader Beigeschmack. 
Mit der Kunst des Lesens, diesem unbedingten, beinahe meditativem Einlassen auf einen Text, hat diese Form von Literatur wenig zu tun. 
Lenz vertritt die Ansicht, dass die Möglichkeiten der Verständigung in Echtzeit über alle Grenzen hinweg, das Entstehen einer sogenannten "Netzkultur", keinesfalls das Ende von herkömmlicher Literatur bedeuten werden. Diese erhält ihre Inspiration nämlich nicht aus den Weiten der Welt, sondern aus der Region, dem überschaubaren Ort, der erfahrbaren Nähe.
Dass das literarische Kunstwerk nicht losgelöst von gesellschaftlicher Realität entstehen kann, dass beide sich sogar symbiotisch bedingen,  versucht Lenz in den anschließenden Aufsätzen "Aus der Nähe" (1999) und "Das Kunstwerk als Regierungserklärung" (1979) näher zu bestimmen.
Vor allem in der amerikanischen Literatur, hier besonders in den Werken von Falkner, Hemingway und Dos Passos, sieht er diesen Anspruch verwirklicht. Literatur entsteht und wirkt nicht losgelöst von gesellschaftlichen Prozessen, sondern findet ihre Grundlage in den sozialen, moralischen sowie politischen Bedingungen eines Landes. 
Umgekehrt ist es aber auch denkbar, dass künstlerisches Schaffen Veränderungen einer Gesellschaft herbeiführt; eine illusorische aber dennoch verlockende Vorstellung.
Siegfried Lenz beweist mit diesen Gedanken zur Zukunft und Wirkung von Literatur einmal mehr, das er diese als einen unabdingbaren Bestandteil unserer Zivilisation ansieht. 
"Gewiß, es wird immer eine Minorität sein, die Literatur braucht; aber war es je anders?".
©Torsten Seewitz, 28.03.2001

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