Eine neue Sex -
Droge soll die Leidenschaften und vor allem die Potenz von Mann
und Frau zu Höhenflügen treiben. Doch bevor es soweit ist,
muss sie natürlich getestet werden. Nicht an Tieren, wie
gemeinhin üblich, sondern an Menschen.
Obgleich die Zeit für den routinemäßigen Gesundheits- Check
up noch nicht gekommen war, wurde Ben, der Protagonist des
Romans, eines Tages zu seinem Arzt Dr. Winkle bestellt. Nach den
üblichen Fragen zum Befinden und den neuesten Sexerlebnissen
wurde Ben unter dem Mantel größter Geheimhaltung in das
Projekt "Venus" eingeweiht.
Ein fanatischer Chemiker hatte sich entschlossen, ein von der
Forschung erfolglos beendetes Projekt zu Ende zu führen,
jedoch fehlt ihm hierfür das O.K. der obersten Kotrollbehörde.
Also muss dieser Test im Geheimen durchgeführt werden, ohne das
die Probanden sich kennen lernen dürfen. Ein Wagnis, zumal die
Folgen der Einnahme des Präparates mit Namen "Venus"
nicht absehbar waren.
Für Ben klang dies alles zusammenhanglos, da auch Winkle sich
mit genauen Erklärungen zurückhielt und sich nur insofern
positionierte, als dass Ben ungeahnte sexuelle Stimulationen
erwarten würde. Ob der Unwägbarkeiten entschloss sich Ben
dennoch, an der Studie teilzunehmen.
Charles Simmons erzählt in seinem jüngsten Buch eine
phantasiereiche, schier unglaubliche Geschichte, die sich so
zutragen haben könnte oder für die Zukunft denkbar wäre. Mit
viel Ironie schildert er die nahezu unglaublichen Verwicklungen
seiner Romanfiguren, die in einer sexuell künstlich
überstimulierten Welt ihr Glück suchen. Simmons nimmt kein
Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die
durch die Wunderdroge erzeugten Leidenschaften zu beschreiben.
Ben bekommt die schöne Cynthia an die Seite gestellt und darf
mit ihr das wundersame Eigenleben seines männlichsten
Körperteiles erleben. Nahezu unstillbar scheint der Hunger nach
Sex, der manchen der Probanden zu animalisch anmutenden
Verzweiflungstaten treibt.
Ein wenig befremdlich wirkt das Ganze beim Lesen dennoch, denn
die Ironie erschließt sich nicht sofort und verschwindet so
manches Mal. Dann wirkt der Text zäh und langatmig und erreicht
nur selten das Niveau seiner bislang in deutscher Übersetzung
erschienenen Bücher "Salzwasser"
und
"Lebensfalten".
Doch zeigt sich im "Venus-Spiel" eine mögliche Vision
zukünftiger Forschung, die einzig das Ziel verfolgt, den
ungebändigten Drang nach Steigerung der Lust zu befriedigen -
ein profitables Geschäft für die Pharmaindustrie.
©Torsten Seewitz, 27.09.2002 |