Jakob
„Giacomo“ Hoederers Berufung ist es ein Pechvogel zu
sein. Eigentlich wäre er Lehrer geworden, aber das hat
nicht geklappt. Stattdessen wird er eines Tages Bankräuber.
Um seinen, durch eine gelöcherte Wollmütze,
gestellten Forderungen nach Auszahlung
sämtlicher Gelder mehr Nachdruck zu verleihen,
feuert er einen Warnschuss ab, der abgeprallt vom
Bankautomaten, eine Frau trifft. Tot. Jetzt beginnt ein
gedrucktes Roadmovie: Hoederer flüchtet mit dem
Motorrad, Motorrad überschlägt sich, kaputt. Danach
Selbstmordversuch … fehlgeschlagen.
Ein Auto kommt vorbei, ein teures - Hoederer
kapert es, dabei löst sich ein Schuss. Chauffeur tot.
Hoederer hat jetzt ein Fluchtauto, doch was er anfangs
nicht bemerkt: In der hinteren Fahrgastzelle befinden
sich zusammengekauert und fast unsichtbar ein Engel und
ein Hund. Der Engel ist Malu, ein Kinderstar in
Rollenrobe auf dem Weg zum Dreh, der Hund ihre kleine Töle
Lorca. Was macht Hoederer als er die beiden entdeckt,
Selbstmord oder Lösegeld? Seine Lösung ist Lösegeld
und löst damit eine Verfolgungsjagd aus, die in einem
Wald voller menschlicher und tierischer Kreaturen endet.
Kirchhoff ist ein Hamburger Jung und das merkt man bei
diesem Buch, es ist das Trockendock des Humors, schwarz
und feinsinnig. Trotzdem bleibt Kirchhoff mit seiner
Geschichte gewollt oder ungewollt unter seinem Pegel der
Möglichkeiten. Ein Tidenhub der fast zur Ebbe tendiert,
besonders dann wenn die Figur Hoederer ihre
Binsenweisheiten verkündet oder vom Autor mit
schulmeisterlicher Bravur der Medienbetrieb vorgeführt
wird - Medienkritik frisch wieder aufgetaut. Es ist zum
Schmunzeln, keine Frage, alles perfekt inszeniert und
gut geschrieben. Nur lesen muss man es nicht, aber
vielleicht kommt es ja bald im Fernsehen. Thorsten Ukena,
14.11.2006
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